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Інтерв'ю Директора ДУ "Інститут всесвітньої історії НАН України" члена-кореспондента НАН України, доктора історичних наук, професора Кудряченка Андрія Івановича провідній австрійській газеті "Krone" 18.03.2024 року (з перекладом українською мовою)

10 Jahre besetzt: Was, wenn die Krim befreit wird?

 

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Für immer vereint“ steht auf einem Wandgemälde der Krim in Moskau (Archivbild von März 2014).

Die Ukraine will die vor zehn Jahren geraubte Halbinsel zurückerobern.(Bild: APA/AFP/Alexander NEMENOV)

 

Vor genau zehn Jahren hat Russland die ukrainische Halbinsel Krim illegal annektiert - scheinbar legitimiert durch eine Pseudo-Volksabstimmung. Die Ukraine ist fest entschlossen, ihr Territorium wieder vollständig unter Kontrolle zu bringen, und macht Pläne für die Zeit nach der Rückeroberung. Dafür müssen schwierige Fragen geklärt werden.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und seine Regierung haben es sich zum festen Ziel erklärt, die Krim – nach dem Völkerrecht noch immer rechtmäßiges Territorium der Ukraine – zurückzuerobern. Das war nicht immer so: Zu Beginn der groß angelegten russischen Invasion im Februar 2022 habe es in Kiew Überlegungen gegeben, bei Friedensverhandlungen die Abtretung von Gebieten in Kauf zu nehmen, erläutert der ukrainische Historiker Andrij Kudrjatschenko gegenüber krone.at. Er ist Direktor des Instituts für Weltgeschichte der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine, das die Regierung in Kiew in internationalen Fragen berät.

Ukraine soll wiederhergestellt werden

„Später nahm die Ukraine aber Abstand davon, insbesondere unter dem Eindruck der brutalen russischen Kriegsführung und der erfolgreichen Gegenoffensive im Herbst 2022“, so Kudrjatschenko. Seither ist Kiew entschlossen, alle besetzten Gebiete zurückzuerobern. Neben der Krim zählen dazu die Oblaste Luhansk und Donezk im Osten sowie Saporischschja und Cherson im Süden, die zum Teil von Russland besetzt sind und im September 2022 ebenfalls annektiert wurden.

 

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Am 18. März jährt sich die Annexion der Krim zum zehnten Mal. Am Roten Platz in Moskau wurden

die Feierlichkeiten dafür schon seit Tagen vorbereitet. (Bild: APA/AFP/Alexander NEMENOV) 

 

Mehrheit glaubt an die Rückeroberung

Trotz der festgefahrenen Situation an der Front, hinter der sich die russischen Besatzer tief eingraben, glauben die meisten Menschen in der Ukraine an einen Sieg und an die Wiedereingliederung der Krim. Laut einer Umfrage des „Kyiv Institute of Sociology“ glauben 60 Prozent der Ukrainer „definitv“ an einen Sieg über Russland, weitere 29 Prozent glauben demnach, dass ihr Land „eher“ den Krieg gewinnen wird.

In derselben Umfrage gaben 52 Prozent der Befragten an, dass der Krieg am wahrscheinlichsten damit endet, dass alle besetzten Gebiete befreit werden. 14 Prozent gehen sogar noch weiter und glauben, dass der Krieg damit endet, dass die Feindseligkeiten in russisches Territorium getragen werden.

Durch den Entschluss, die okkupierten Gebiete wiederzuerlangen, muss sich die Regierung in Kiew auch einer problematischen Frage widmen: Wie umgehen mit Menschen, die mit den Besatzern zusammengearbeitet haben, ob erzwungen oder freiwillig?

 

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Mobiles Wahllokal im besetzten Donezk: Das russische Regime will eine hohe Wahlbeteiligung in den

okkupierten Teritorium, um den Anschein von Demokratie zu wahren. (Bild: APA/AFP/STRINGER)

 

Gesetz gegen Kollaboration

Im März 2022 verabschiedete die Kiewer Regierung ein Gesetz, mit dem Kollaborateure strafrechtlich verfolgt werden konnten. Ihnen drohte bis zu fünf Jahren Haft. „Als im Lauf des Jahres aber tatsächlich große Gebiete befreit werden konnten, wurde deutlich, dass das Gesetz überarbeitet werden muss“, erläutert Historiker Kudrjatschenko. Es brauche realistische Ansätze. Verantwortlich dafür ist das Ministerium für die Wiedereingliederung der vorübergehend besetzten Gebiete unter Ressortchefin Iryna Wereschtschuk.

 

Aufgezwungene russische Pässe

„In jedem Fall ist ein Anpassungszeitraum erforderlich, der viel länger als fünf Jahre dauern kann“, erklärt Andrij Kudrjatschenko. Für eine wirkliche Reintegration müsse der Staat für Gerechtigkeit sorgen und in einer Art Übergangsjustiz jene bestrafen, die mit den Besatzern kollaborierten. Entscheidend sei dabei die Unterscheidung zwischen „erzwungener“ und „freiwilliger“ Zusammenarbeit. So drängen die Besatzer den Einwohnern russische Pässe auf, ohne die viele Behördenwege schon unmöglich sind. Ab Juli sollen Ukrainer ohne russischen Pass sogar aus den Gebieten deportiert werden können.

 

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Russen schüren Angst vor Repression

Wegen solcher aufgezwungenen Maßnahmen, die sie immer an Russland binden sollen, haben viele Bewohner der derzeit besetzten Gebiete Angst vor möglichen Repressalien nach der Wiederherstellung der ukrainischen Staatlichkeit. Russland schürt solche Ängste bewusst, die ukrainische Regierung will sie zerstreuen. „Die Behörden müssen unbedingt verhindern, dass die Verantwortung für die Kollaboration in eine Verantwortung für das Leben unter der Besatzung umgewandelt wird“, betont Kudrjatschenko.

 

Strafrechtliche Verfolgung muss begrenzt bleiben

Ein neues Gesetz sollte sich nur auf die schwersten Straftaten beziehen, sodass nur eine begrenzte Anzahl von Personen strafrechtlich verfolgt wird, meint er. Vorrangig jene, die Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen haben und solche, die ihren Eid verraten haben: etwa ehemalige ukrainische Ermittler, Richter oder Militäroffiziere.

Keiner strafrechtlichen Verfolgung, aber der Lustration - Entlassung aus dem Amt und ein zeitlich beschränktes Berufsverbot – unterliegen können Beamte der mittleren Ebene oder Lehrer, die mit den Besatzungsbehörden zusammenarbeiteten. Wie ein solches Verfahren genau aussehen könnte, ist noch unklar. Es könnte Tausende Personen betreffen.

 

"Nach der sogenannten Präsidentenwahl wird es ohne Frage eine weitere Mobilisierung geben."

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Andrij Kudrjatschenko

So notwendig solche Überlegungen sind, so fern scheinen die Szenarien, in denen sie schlagend werden. Denn Putins Streitkräfte haben die besetzten Gebiete zurzeit fest im Griff. Und der Machthaber im Kreml, der sich gerade im Amt bestätigen lässt, wird alles tun, um sie zu halten. Kudrjatschenko ist sich sicher: „Nach der sogenannten Präsidentenwahl wird es ohne Frage eine weitere Mobilisierung geben.“

 

Matthias Fuchs

 

https://www.krone.at/3296461

 

Київ будує плани – 10 років окупації: А якщо Крим звільнять?

 

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На кримському муралі в Москві написано «Назавжди єдині»

(архівне фото від березня 2014 року). (Зображення: APA)

 

Україна хоче повернути півострів, вкрадений десять років тому

Рівно десять років тому Росія незаконно анексувала український півострів Крим - начебто узаконений нею на псевдоплебісциті. Проте Україна має намір відновити повний контроль над своєю територією і будує плани на час після його звільнення. Для цього необхідно з’ясувати складні питання.

Президент України Володимир Зеленський та його уряд поставили собі за мету захистити Крим – відповідно до міжнародного права як ще легітимну територію України – і повернути її. Так було не завжди: на початку масштабного російського вторгнення в лютому 2022 року, в Києві були міркування щодо зозвязання питання шляхом передачі територій завдяки мирним переговорам, – пояснює krone.at український історик Андрій Кудрященко. Він директор Інституту всесвітньої історії Національної Академії наук України, яка консультує уряд у Києві з міжнародних питань.

Україну треба відродити

«Але пізніше Україна утрималася від цього, особливо під впливом жорстокої російської війни та успішного контрнаступу восени 2022 року», – зазначив Кудряченко. Відтоді Київ сповнений рішучості повернути собі всі окуповані території. Окрім Криму, до них також належать Луганська та Донецька області на сході та Запорізька і Херсонська області на півдні, які частково тимчасово захоплені Росією, вони окуповані й також були анексовані у вересні 2022 року.

 

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Москва – 10 років в рідній гавані

18 березня виповнюється десята річниця анексії Криму. На Красній площі в Москві Святкування готувалися днями. (Зображення: APA/ Олександр НЕМЕНОВ)

 

Більшість вірить у звільнення

Незважаючи на тупикову ситуацію на фронті, за якою глибоко закопуються російські окупанти, більшість людей в Україні вірить у перемогу та повернення Криму. Згідно з опитуванням Київського інституту соціології, вірять 60 відсотків опитуваних. Українці «однозначно» вірять у перемогу над Росією, тоді як ще 29 відсотків вважають, що їхня країна «з більшою ймовірністю» виграє війну. У тому ж опитуванні 52 відсотки респондентів сказали, що війна, швидше за все, закінчиться звільненням всіх окупованих територій. 14% йдуть ще далі і вважають, що війна закінчиться військовими діями в самій Росії. Вирішивши повернути окуповані території, уряд у Києві також має розв’язати проблемні питання: Як бути з людьми, які вимушено чи добровільно співпрацювали з окупантами?

 

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Мобільна виборча дільниця в окупованому Донецьку: російський режим хоче високої явки виборців на виборах окупованої території, щоб зберегти видимість демократії.

(Зображення: APA/AFP/STRINGER)

 

Закон проти колабораціонізму

У березні 2022 року київський уряд ухвалив закон, який дозволяє притягувати колабораціоністів до відповідальності. Їм загрожувало до п'яти років позбавлення волі. «Але коли за рік фактично звільнили великі території, стало зрозуміло, що закон потрібно переглядати», — пояснює історик Кудряченко. Потрібні реалістичні підходи. За це відповідає Міністерство з питань реінтеграції тимчасово окупованих територій під керівництвом Ірини Верещук.

 

Примусові російські паспорти

«У будь-якому випадку потрібен адаптаційний період, який може тривати значно більше п’яти років», – пояснює Андрій Кудряченко.

Для справжньої реінтеграції держава має забезпечити справедливість і покарати тих, хто співпрацює з окупантами, у своєрідному правосудді перехідного періоду. Ключовою відмінністю є відмінність між «примусовою» та «добровільною» кооперацією. Окупанти нав’язують жителям російські паспорти, без яких неможливі багато адміністративних процедур та послуг. З липня українців без російських паспортів зможуть навіть депортувати з областей, з окупованих районів.

 

Росіяни розпалюють страх перед репресіями.

Через такі запроваджені заходи, які завжди мають на меті прив’язати їх до Росії, багато мешканців нині окупованих територій побоюються можливих репресій після відновлення української державності. Росія свідомо нагнітає такі страхи, українська влада хоче їх розвіяти. «Влада має категорично не допустити трансформації відповідальності за колабораціонізм у відповідальність за життя в окупації», – підкреслює Кудряченко.

 

Кримінальне переслідування має залишатися обмеженим

Новий закон має стосуватися лише найсерйозніших злочинів, щоб лише обмежена кількість осіб була притягнута до кримінальної відповідальності чи переслідуватися, каже він. В першу чергу це має стосуватися тих, хто вчинив військові злочини та злочини проти людяності, і тих, хто зрадив присязі: наприклад, колишніх українських слідчих, суддів чи військових.

Не підлягають кримінальному переслідуванню, але підлягають люстрації – звільнення з посади та тимчасової заборони працювати у цій сфері, чиновники середньої ланки чи вчителі, які співпрацювали з окупаційною владою. Як саме така процедура може виглядати, поки незрозуміло. Але це може стосуватися багатьох тисяч людей.

 

"Після так званих президентських виборів, безсумнівно, будуть інші мобілізації."

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Андрій Кудряченко

 

Незважаючи на необхідність таких міркувань, сценарії, за яких вони стають необхідними, здаються віддаленими. Наразі збройні сили Путіна міцно контролюють окуповані території. І володар у Кремлі, який зараз затверджується на посаді, зробить усе, щоб цього досягти. Кудряченко впевнений: «Після так званих президентських виборів, безсумнівно, буде подальша мобілізація».

Матіас Фукс

 

 

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